Sonntag, 26. Juni 2016

Sommerrock Sew Along 26. Juni 2016 - Finale

Da ich nicht sicher war, diesen Sew Along erfolgreich abzuschließen, war ich halt ganz still und schleiche mich erst zum Ende ein.
Die Idee des Sew Alongs fand ich von Anfang an toll. Röcke unter Anleitung zu nähen, finde ich reizvoll. Da lernt man immer hinzu. Außerdem erhält man wahnsinnig viele neue Inspirationen. Sei es stoff- oder auch schnitttechnisch. Wie ihr seht, ich liebe Sew Alongs. Das Einzige was mich richtig stört, ist, dass ich mich wahnsinnig unter Druck setze. (Gut, dafür kann der Sew Along nichts. Dies ist ganz allein meine Einstellung zu diesen Dingen, aber trotzdem - ich stehe dann unter Stress. Und zusätzlichen Stress - also die Extraportion für mein Hobby - die brauche ich echt nicht.) Daher habe ich bisher zum Sew Along nichts geschrieben. Aber ich habe es tatsächlich geschafft in der vorgegebenen Zeit einen Rock zu nähen und diesen möchte ich euch vorstellen.


Bei diesem Rock handelt es sich um ein Spontanprojekt (4 Wochen = Spontanobjekt). Ich schlenderte durch mein geliebtes Stoffhaus am Kö, wühlte am Restetisch und erblickte IHN. Wie beschreibt man IHN? Am besten trifft die Beschreibung eines großlöchrigen Fischernetzes auf IHN zu. Im Grunde total hässlich, aber beim Anblick hat sich sofort das Kopfkino eingestellt und das Habenwollen sowieso. Interessanterweise fand ich auf diesem Wühltisch noch den passenden weißen Leinenstoff und nahm das als ein Zeichen für den Sommerrock Sew Along!

So, dann zum Schnelldurchlauf:

Schnitt: Burda 7175 


Größe: 44 - 42 + 2
(Ja, ja, klingt alles sehr kryptisch!)

Stoff: 
Oberstoff: Spitzenstoff (könnte auch als Fischernetz durchgehen) aus 100 % Baumwolle vom Stoffhaus am Kö zum Preis von 11,90 Euro -Rest-. 
100 % Leinen -ebenfalls Stoffhaus am Kö- zum Preis von 7,90 Euro -Rest-.
Futter:  100 % NevaViscon zum Preis von 10,90 Euro


Änderung am Schnittmuster:
Ich hatte keinen Bock auf einen Proberock. War mir aber auch nicht sicher, welche Größe ich jetzt wirklich brauchte und darum begann ich mit dem Futterrock. Ich entschied mich, den Vorderrock in Größe 44 und den Hinterrock in Größe 42 mit gaaanz viel Nahtzugabe zuzuschneiden. Der Plan ging auf. Nur aus der gaanz viel Nahtzugabe wurde eher ganz schön wenig Nahtzugabe. Dies musste ich beim Auflegen der Schnittteile auf dem "Fischernetz" bedenken, da die Seitennaht wegfallen sollte (44 - 42 + 2). An der Hüftrundung wollte ich nur mit einem Abnäher arbeiten. Diese Vorgehensweise wähle ich häufig, wenn ich ein "Muster" nicht zerstören möchte. Die einzige knifflige Stelle ist dann die hintere Mittelnaht, die man mustermäßig anpassen muss.


Verarbeitung:
Ja, das war blöd. ER hatte mich so geblendet, dass ich die wichtigste Regel beim Stoffkauf vergessen hatte = die Stoffbreite. Ich schrieb ja bereits, Kopfkino an (Blumenwiese - elfengleich hüpfend - usw.) und alles weitere wird dann nebensächlich. *grummel*
Meinen Wunsch, den Rock mit der schönsten aller Bogenkanten abzuschließen, konnte ich vergessen. In meiner Not entschloss ich mich, das Leinen zusammen und das "Fischernetz" mit einem Schrägband zu verbinden und gleichzeitig zu versäubern. Dies gefällt mir jetzt auch sehr gut. (Natürlich geht es nicht ohne Kritik: Das Leinen dehnt sich mehr als das "Fischernetz" und guckt somit unten raus. Blödes Leinen!)
In die hintere Mitte habe ich einen nahtverdeckten Reißverschluss eingenäht und den oberen Bund ebenfalls mit Schrägband abgeschlossen.


Zur Musterverabeitung:
Ich halte mich mit Empfehlungen oder Ratschläge an andere zurück. Nähen ist ein kreatives Hobby und ein jeder hat einen anderen Anspruch. Ich bin zum Beispiel total unkreativ, daher liegt mein Fokus beim Nähen eher auf der handwerklichen Seite. Ich verzweifle bei der Auswahl an passenden Zubehör für mein Projekt, könnte aber hingebungsvoll den Saum mit der Hand umnähen.
Vor ein paar Wochen stellte Karin vom Blog dreikah ihren neuen Waxprint-Rock vor. Da diese Stoffe vom Muster leben, fragte sie, wie andere Hobbyschneider mit Musterstoffen umgehen. Ich hatte lange gezögert, ob ich etwas dazu schreibe, denn meine Meinung ist ganz anders als die der meisten Kommentatoren. Trotzdem fasste ich mir ein Herz und schrieb, dass mir persönlich Musteranpassungen sehr wichtig sind. Karin fragte mich, ob ich meine Verarbeitung erklären könnte und dies möchte ich jetzt kurz machen.
Bevor ich meinen Musterstoff zuschneide, habe ich bereits die entsprechende Länge ermittelt (Proberock), denn ich baue mein Modell von unten herauf auf. (Ich persönlich finde es schön, wenn das Muster am unteren Rand harmonisch verläuft. Allerdings ist nicht immer ein schöner Abschluss vorhanden - wie auch bei meinem "Fischernetz".)

Im Grunde ist es total einfach und keine Hexerei. Das Bild verdeutlicht es viel besser als mein Geschwätz.

Natürlich verzichte ich bei Musterstoffen auf unnötige Teilungsnähte. Jede Naht verändert den Musterverlauf. (Ganz deutlich sieht man dies bei "Wiener Nähten", die oft in Oberteilen verwendet werden. Da gelten auch noch andere Richtlinien bei der Musteranpassung.) Ich habe sogar die seitliche Naht herausgenommen, nur damit das Muster ungestört fließen kann.


Bei der hinteren Mittelnaht musste ich auch eher schlecht als recht basteln, denn mein Gewebe war alles andere als kooperativ. Die Spitze war unegal und verzog sich nach Lust und Laune. Dies bedeutete, dass ich gezählt, gesteckt und schlussendlich die Spitze an das Leinen geheftet habe. Erst dann war ich einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis.

Diese Vorgehensweise eignet sich nur für schmale gerade Röcke. Wenn ich A-förmige Röcke zuschneide, ist die gesamte Vorgehensweise hinfällig. Da beginne ich zwar auch mit der endgültigen Rocklänge, schiebe aber meine Schnittteile solange umher, bis mir das Ergebnis gefällt. Und dieser Prozess kann sehr sehr lange dauern. Aber auch da ist es mir wichtig, dass Muster harmonisch zu integrieren. Dass der Blick ruhig und ungestört über das Muster wandern kann. Auch ist es mir wichtig, dass die hintere Mitte einigermaßen passt.


Am Freitag bei der Abizeugnisausgabe konnte ich Feldstudien betreiben und muss euch sagen, was die Konfektion da bietet, ist unter aller Kanone. Das stimmt mustertechnisch nichts überein.


Würdest du das Schnittmuster noch einmal nähen?
Es ist ein Basicschnitt und der wird archiviert.

Fazit:
Mir gefällt mein Rock. Nicht mehr und auch nicht weniger. Leider kann ich ihn im Moment nur nicht tragen, denn ich habe ein Schuhproblem. Vor zwei Wochen bin ich mit dem kleinen Zeh gegen die Schrankwand gerammelt. Uiuiui - war mir schlecht. So ein kleiner Zeh und so viel Schmerz. Seitdem bin ich malade und kann keine schönen Schuhe tragen. *schnief*


Vielen Dank möchte ich den beiden Initiatorinnen Constanze und Meike sagen. Eure Idee war klasse! Und jetzt schaue ich mir die Ergebnisse der anderen Teilnehmerinnen beim sonntäglichen MMM an.

Ich verbleibe bis bald

Martina

Nachspann:
Rock - MaxLau
Shirt - irgendein no-name-Teil
Fotos - Laura

PS: Die Fotos sind nicht geschönt - ich bin ganz mutig und zeige euch die blanke Wahrheit. Bei gefühlten 45 ° Hitze und 99 %iger Luftfeuchtigkeit ist sowieso alles verloren. *grins*